Ferienzeit ist Reisezeit. Verschicken Sie noch Ansichtskarten, versehen mit „Herzliche Urlaubsgrüße… aus… von…“? Erfährt der Empfänger der Urlaubskarte auch etwas darüber, wie es Ihnen auf der Reise ergeht, was Sie bewegt? Ich verschicke gern handgeschriebene Post. Aus dem Urlaub und zu allen möglichen und unmöglichen Anlässen. Vielleicht weil ich ganz allgemein gern schreibe. Auf dem Weg aus der Seele über den Kopf in die Schreib-Hand sortiert sich Vieles und wird greifbar. Beim Schreiben suche ich für meine Gedanken und Gefühle Worte und gebe ihnen einen Namen. Deshalb kann ich auch wirklich gut nur über etwas schreiben, was mich bewegt und berührt.
Wenn etwas in mir keinen Eindruck hinterlassen hat, kann ich auch nichts Vernünftiges darüber schreiben. Nicht auf einer Urlaubs- oder Geburtstagskarte, nicht für „Moment mal...“ Auch nicht in einer Predigt für den Gottesdienst. Da hilft mir das Bewusstsein über mein eigenes Schreiben, weil ich mich so den biblischen Schreibern behutsam mit der Frage nähere: Was hat ihn umgetrieben? Was hat er mit Gott erlebt, wovon ist er berührt worden? Dann wird schnell klar, dass Manches in der Bibel eben nicht wortwörtlich verstanden werden muss, sondern der Versuch des jeweiligen Schreibers war, eine tiefe Erfahrung in Bilder und Worte zu fassen.
Das Schreiben spielt in der Bibel eine sehr große Rolle. Im Buch Habakuk ruft Gott dem Propheten zu: Schreibe auf, was du geschaut hast, und schreibe es deutlich auf die Tafeln, damit wer es liest, keine Zeit verliert (Hab 2,2). Und im Neuen Testament schreibt der Apostel Paulus am Ende des Galaterbriefes: Seht, mit welch großen Buchstaben ich euch schreibe, mit eigener Hand! (Gal 6,11)
Was bewegt Sie denn in Ihrem Urlaub, im Alltag, im Glauben wirklich – und wie würden Sie das beschreiben? Schreiben Sie es doch einfach mal auf…
Rita Schmidt, Prädikantin im Kirchenkreis Barnim