Es ist Pfingsten. Und sie feiern Konfirmation.
Ihr graut vor der Verwandtschaft. Nicht alle wissen, was es mit dem Pfingstfest auf sich hat. Und auch nicht alle wissen, was es mit der Konfirmation auf sich hat. Sie kommen und nennen es einfach Jugendweihe. Vorab hat sie bereits um die richtigen Worte gerungen, hat versucht der Familie nahe zu bringen, wofür sich ihr Sohn entschieden hat. Trotz aller Widerstände. Sie erbittet Respekt vor seiner Entscheidung. Eine mutige Entscheidung.
Ja, ihr Sohn ist mutig! Trotz der Widerstände geht er seinen Weg und stellt sich dem Unwohlsein, welches er fühlt beim Gedanken an die bevorstehende Situation in der Kirche. Was werden sie tun, wenn er betet und bekennt und Abendmahl feiert, während sie all das ablehnen? Er fürchtet sich vor abschätzigen Blicken. Sie sprechen eine andere Sprache. Er ist in dieser Hinsicht bilingual aufgewachsen, lebte immer schon in zwei Welten. Doch heute hat er eine Entscheidung für sein Leben getroffen. Seine Entscheidung. Sie hat ihr Möglichstes getan, nun muss sie loslassen. Das Geschehen und die Feier in Gottes Hände legen.
Und dann ereignet sich das Pfingstwunder. Tatsächlich! In einem Gottesdienst voller Liebe, Freude und Begeisterung. Ansteckend. Irgendwie sind alle berührt, auch die Skeptiker. Und trotz aller Grenzwanderungen springt der feierliche Funke über. Die Verständigungsprobleme sind noch da, haben jedoch im gemeinsamen Blick auf ihren Sohn alle Macht verloren. In den Wünschen für ihn ruht die Liebe aller. Und aus dem Sturm der Gefühle, aus der Aufregung des Tages wird ruhige Gewissheit. Sie weiß es nun. Gott ist mit ihrem Sohn. Und Gott vollendet, wozu sie allein nicht fähig ist.
Susanne Kirchbaum, Diakonin in der Evangelischen Kirchengemeinde Bernau